Die leise Kraft im Meeting: Wenn stille Menschen lernen und den Unterschied machen

Als Design-Thinking-Beraterin habe ich im Laufe der Zeit gelernt, dass die wichtigste Methode das aktive Zuhören ist. Das bedeutet, dass ich während eines Workshops oder eines Projekts sehr still bin, die meiste Zeit Menschen beobachte und zuhöre, was (und was sie nicht) sagen. Kein Werkzeug ist mächtiger und unterschätzter als dieses. Und doch wird es kaum eingesetzt. Der Grund ist, dass zu viel Wert auf Reden und zu wenig auf Zuhören gelegt wird. Dabei können Sie kaum mehr über die Menschen im Raum erfahren als auf diese Weise.

Ich habe alleine in den letzten Jahren sicher an hunderten Meetings teilgenommen. Meetings leiden – nicht zu Unrecht – unter einem schlechten Ruf. Bevor Sie es wissen, kann ein Meeting bereits außer Kontrolle geraten. Vor allem, wenn sich Führungskräfte treffen, um ihr Ego mit Worten aufzupolieren. Mein Mann sagt immer, dass solche Meetings wohl hauptsächlich deswegen einberufen wurden, weil „schon alles gesagt wurde, aber eben noch nicht von jedem“. Während die Zeit voranschreitet, geht das Duell der Egos weiter und es wird munter mit leeren Worten um sich geworfen.

Der Glaubenssatz, der dahintersteckt, lautet, dass Glanz mehr wert ist, als Inhalt. Deswegen werden in solchen Meetings vor allem mit Excel-Tabellen geprahlt und Powerpoint-Schlachten ausgetragen. Es werden Kunden Sätze in den Mund gelegt, die diese zwar nie gesagt haben, die aber dabei helfen sollen, als unersetzbar zu erscheinen. Dabei sollte ein Meeting ein Austausch von wichtigen Informationen sein, nicht ein Laufsteg der Egos. Trotzdem können auch solche Meetings eine wertvolle Lektion beinhalten: Beobachten Sie die stillen Menschen.

Es gibt in fast jedem Meetings Menschen, die nichts sagen. Wenn Sie einen solchen Menschen in einem Meeting antreffen, dann sind Sie mit Sicherheit extrem neugierig, was diese Person sagen würde, oder? Diese stillen Zuhörer werden mit jedem Meeting schlauer – einfach, indem sie nichts sagen, sondern nur zuhören. Ihre Worte sind ein Privileg, das nur wenigen vorbehalten ist. Deswegen haben ihre Worte umso mehr Gewicht, denn jeder weiß, dass wenn sie etwas sagen, das wichtig ist.

Titel und Rollenbezeichnungen können Menschen dazu bringen, dumme Dinge zu tun. Eines der schwersten Vergehen ist meiner Meinung nach, dass sie viel zu viel reden und nicht zuhören. Und genau das ist das Problem: Was Unternehmen ruiniert, sind die Menschen, die nur reden und nicht zuhören. Die denken, dass sie den Markt und den Kunden kennen, die aber eigentlich keine Ahnung haben. Die Person, die in den Besprechungen am lautesten und am meisten redet, ist nicht die klügste, sondern sie übertönt im Normalfall die Lösungen der Menschen, die die eigentliche Arbeit machen.

Zu wissen, wann man nicht reden soll, ist die eigentliche Kunst. Denn nur beim Zuhören erfahren Sie die wirklich wichtigen Dinge. Wenn Sie leise und aufmerksam sind und einfach nur beobachten, lernen Sie, wie die anderen Personen ticken, sie sehen, wie die Menschen zueinanderstehen, Sie können die Körpersprache lesen, das Nichtgesagte hören. Sie erfahren dadurch, was eigentlich wirklich zählt.

Die stillen Meeting-Personen, die nichts sagen, sondern nur beobachten und Notizen machen, gehen am Ende zurück zu ihrem Schreibtisch und arbeiten. Sie sind Macher, keine Quatscher. Wenn Sie etwas sagen, dann hat es Gewicht.

Natürlich gibt es Meetings, bei denen auch die stillen Beobachter etwas sagen müssen. Die Kunst liegt dann darin, in so wenigen Worten wie möglich den eigenen Standpunkt zu vertreten.

Der Wunsch, in Meetings gehört zu werden, stoppt Ihr Lernen. Wenn Sie zuhören, werden Sie Dinge lernen, die Ihnen an einer angesehenen Universität niemals beigebracht werden. Machen Sie es sich zum Ziel in einem Meeting, die leiseste Person im Raum zu sein. Es gibt bereits so viel heiße Luft, wir brauchen nicht noch mehr. Es gibt genug Stimmen, die darum kämpfen gehört zu werden.

Zugegeben, es ist nicht einfach still in einem Meeting zu sitzen und zuzuhören, wenn Worte um sich geworden werden. Aber so oft ist es unser eigenes Ego, das uns im Weg steht, und das unseren Mund mit einem endlosen Vorrat an Wörtern füllt, die uns dann daran hindern, wirklich zu lernen. Legen Sie für einen kurzen Moment Ihr Ego ab und hören Sie einfach zu. Sie werden überrascht sein, was Sie alles erfahren, nur weil Sie sehen und hören, was andere möglicherweise überrollt hat. Auch Sie können eine stille Person werden, wenn Sie möchten – aber zuerst müssen Sie die Magie der stillen Menschen erkennen, um selbst zur Stille bewegt zu werden.