DT89 Spezial: 77 Tools für Design Thinker: Ansichten einer Autorin

Kennen Sie Anzeigen via Google wie „Verlag sucht Autor.“? Gewöhnlich stecken dahinter sogenannten Druckkosten-Zuschussverlage. Diese drucken zwar Ihr Buch bzw. Manuskript für teures Geld, nur bringen sie es nicht unter die Leute. In Wahrheit müsste die Anzeige eigentlich lauten: „Potenzieller Autor sucht Verlag.“

Fachbuch, Sachbuch oder Business-Ratgeber?

Eine Idee ist zwar gut, aber sie muss in ein Thema gegliedert werden: Was ist das Thema, worüber Sie Expertise haben und dass Sie schreiben wollen? Wollen Sie einen Roman oder eher ein Sachbuch schreiben? Sind Sie daran interessiert, ein Fachbuch zu schreiben, um sich einen Namen als Experte zu machen, oder geht es um einen Ratgeber, mit den Sie sich bewusst an breitere Schichten wenden? Erst wenn Sie das Thema für sich geklärt haben, sollten Sie den passenden Verlag dazu suchen.

Verlag finden

Viele hoffnungsvolle Autoren überschütten gleich unterschiedlichste Verlage mit Büchern, die überhaupt nicht zu deren Themen passen. Als Fachbuchautor nützt es Ihnen nichts, Verlage anzuschreiben, die sich auf Belletristik (Romane) bspw. spezialisiert haben.

Tipp 1: Recherchieren Sie nach Verlagen, die überhaupt in Frage kommen. Studieren Sie deren Webseite: Worauf hat sich der Verlag spezialisiert? Welche Themen hat er im Programm? Richtet sich der Verlag an ähnliche Zielgruppen wie Sie?

Tipp 2: Achten Sie darauf, kein mehr oder weniger identisches Buch anzubieten. Kein Verlag macht sich freiwillig Konkurrenz.

Tipp 3: Schreiben Sie nur Verlage an, die Ihnen persönlich auch sympathisch sind. Ohne gegenseitige Sympathie geht auch in dieser Branche nichts. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie gegebenenfalls bei Autoren nach, wie die Zusammenarbeit mit diesem Verlag funktioniert.

Sprechen Sie verschiedene Wunsch-Verlage an

Nachdem Sie das Thema geklärt und etwa 4 bis 5 potentielle Verlage herausgefiltert haben, suchen Sie nach den passenden Ansprechpartner bzw. dessen Mailadresse. Fragen Sie bei ihm oder ihr dann zunächst nach, ob der Verlag ein fertiges Manuskript haben möchte oder ob Exposé und Probekapitel reichen. Wenn Sie mehrere Wochen nichts vom Verlag gehört haben, fassen Sie nach und fragen Sie nach dem Stand der Dinge.

Tipp 4: Gerade im Oktober hat jeder Verlag durch die Frankfurter Buchmesse besonderen Stress. Meiden Sie daher diesen Monat.

Schreiben als Kunstwerk

Nicht umsonst verlangen Buchverlage vorab Manuskripte und Leseproben. Noch kein Meiser ist vom Himmel gefallen, auch kein Autor. Es reicht einfach nicht, einen Stift in die Hand zu nehmen und ein Buch zu schreiben. Schreiben ist ein Kunstwerk, das gelernt und geübt werden muss.

Tipp 5: Haben Sie einen Plan. Kein Verlag kauft nur eine vage, erste Idee. Es braucht schon eine konkrete Gliederung, die logisch aufgebaut ist und einen roten Faden verfolgt. Machen Sie deshalb nicht den Fehler und schreiben Sie einfach drauf los.
Grundsätzlich werden zwei Typen Autoren unterschieden:
1. Outliner (Planer)
2. Discovery Writer (entdeckender Schreiber)
Während der Outliner sein Buch genau strukturiert und plant, bevor er mit dem Schreiben anfängt, legt der discovery writer einfach los und lässt sich von seinen Gedanken treiben. Auch wenn Sie wie ich zu letzteren Kategorie gehören, schaffen Sie sich zunächst ein Gerüst fürs Schreiben, damit Sie nicht abstürzen.

Selbstverlag als Ausweg?

Welcher Weg ist der beste für Sie und Ihr Thema? Wollen Sie lieber einen kleinen, aber persönlichen Verlag oder einen großen Verlag? Oder wollen Sie vielleicht doch lieber im Selbstverlag ein Buch herausbringen?

Vorteile Verlag

  • Einer der größten Vorteile von traditionellen Verlagen ist, dass für den Autor außer der eigenen Zeit in den meisten Fällen keinerlei Kosten entstehen. Der Verlag übernimmt das teure Lektorat, Drucklayout, Grafik, Cover-Gestaltung, den Druck, Versand und im besten Fall auch die Werbung. Bei einer Veröffentlichung im Eigenverlag ist es immer ein Risiko, ob das investierte Geld jemals wieder eingespielt werden kann.
  • Neben einem größeren Vertriebsnetz hat der Verlag auch oft das bessere Kow-how und mehr Ideen, wie Ihr Buch vermarktet werden sollte, damit es auch beim Zielpublikum gut ankommt.
  • Oft haben Verlage bereits eine loyale Leserschaft, die regelmäßig deren Newsletter beziehen oder die Webseite checken, um zu sehen, ob ein Autor oder Verlag neue Bücher im Sortiment hat. Selbstverleger haben diese Leserschaft nicht.
  • Verlage haben in den allermeisten Fällen einen guten Ruf, den sie auch nicht verlieren wollen. Manche Leser haben eher Vorurteile gegenüber selbstverlegten Büchern. Da manche Autoren im Selbstverlag selten viel Geld für Lektorat oder Grafiken bzw. Cover einsetzen wollen oder können, wirken ihre Bücher schnell ungewollt amateurhaft.

Vorteile vom Veröffentlichen im Selbstverlag

  • Ein Buch in einem Verlag zu veröffentlichen, dauert sehr lange und ist nervenaufreibend. Wer seine Bücher selbst verlegt, hat keine zeitlichen Vorgaben.
  • Selbstverleger haben absolut alleinige Herrschaft über Preis, Titel, Cover, Inhalt und Marketing Ihres Buches.
  • Selbstverleger behalten in etwa 30-70% des Nettoverkaufspreises für sich.
  • Laut Statistiken akzeptieren Verlage oft weniger als 3% aller Manuskripteinsendungen. Beim Selbstverlegen gibt es solche Hürden nicht.

Honorare

Das Honorar für Autoren liegt in der Regel zwischen 8 und 12% des Nettoverlagsabgabepreises, und ist manchmal gestaffelt. Der Nettoverlagsabgabepreis ist jener Betrag, den der Verlag nach Abzug von Steuer und Rabatt an den Händler erhält.

Gehen wir von einen Buch aus, das im Buchhandel 21,40 EUR (Deutschland) oder 22,00 EUR (Österreich) kostet. Wie viel bleiben beim Autor nun tatsächlich hängen? Nach Abzug der Mehrwertsteuer von 7% (in D) bzw. 10% (in Ö) bleiben 20,00 EUR übrig. Bei den meisten Büchern, die über Amazon verkauft werden, verlangt Amazon vom Verlag einen Rabatt von bis zu 50% vom Nettobuchpreis, also sind wir bei 10,00 EUR. Dazu kommt noch ein Zahlungsziel von 60 Tagen mit 2% Skonto und ein jährlich fälliger Betrag, den Amazon ebenso erhebt. In diesem Betrag sind aber auch noch nicht die Druckkosten oder oder der Versand zu den Buchhändlern bzw. Amazon inbegriffen, die je nach Auflage auch noch mitspielen. Von diesen 10 EUR Nettoverlagsabgabepreis erhält der Autor als ca. 10%, sprich rund 1 EUR pro Buch.

Ob es sich wirklich auszahlt, ein Buch zu schreiben, muss letztlich jeder selbst für sich entscheiden. Denn in all den Kosten sind die Ressourcen, die ich für mein Buch aufwende, noch nicht mit eingerechnet. Ich persönlich liebe es, auch wenn ich weiß, dass ich vom Verkauf der Bücher nicht reich werde. Aber ich bin auch der Überzeugung, dass Autoren mit dem Motiv des Reichtums nicht erfolgreich sein werden. In all meinen Büchern steckt letztlich viel Herzblut drinnen – und ich hoffe, dass meine Leser genau das spüren und für sich viel mitnehmen können. Wenn das der Fall ist, dann habe ich für mich mein Ziel erreicht. Und dafür lohnt sich mein Aufwand allemale.

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