DT70 Der kreative Prozess nach Bryan Lawson

„Design is as much a matter of finding problems as it is solving them.“ Bryan Lawson

Einer der wichtigsten Vorreiter zum Thema Design Thinking ist der Professor Bryan Lawson. Er unterrichtet seit vielen Jahren Architektur an der University of Sheffield und hat sich vor allem mit dem Designprozess an sich auseinandergesetzt. Eines seiner bekanntesten Werke ist „How Designers think“. 

Lawson hat einen eigenen Prozess aufgezeichnet, den er an das Modell von George F. Kneller anlehnt. Dieser Prozess besteht aus fünf Phasen:

First Insight

 Bei der ersten Phase (First Insight) geht es um das Erkennen eines Problems bzw. um die Einsicht, dass dieses Problem gelöst werden kann. Im Grunde ist das die klare und eindeutige Definition eines Problems. Dabei beschreibt Lawson die Schwierigkeiten, die den späteren Prozess behindert, wenn nämlich das Problem nicht klar definiert und erkannt wurde. Lawson meint, dass es notwendig ist, vom konkreten Kontext zurückzutreten und die Ebenen, die das Feld tangieren, auch zu betrachten.

Preparation

Im nächsten Schritt, der „Preparation“, ist das Ziel, eine erste Lösung für das vorher definierte Problem zu finden. Lawson verweist allerdings darauf, dass sich gerade die erste mit der zweiten Phase verstricken, da gerade bei der Zielsetzung oft weitere Probleme sichtbar werden, die erst durch die Beleuchtung im Kontext der vermeintlichen Ziele ans Tageslicht treten. Insofern kann es schon mal passieren, dass nach der Zieldefinition zurück zur ersten Phase gesprungen werden muss, um das Problem neu bzw. konkreter zu formulieren.

Incubation

Bei der „Incubation“, die die dritte Phase ist, geht es um eine Art unbewusste Auseinandersetzung mit der Lösung bzw. dem Problem. Nach Lawson ist die Hirnforschung noch nicht so weit, um die Abläufe dieses Vorgangs im Gehirn im Detail zu erklären. Deswegen heißt es gerade in dieser Phase abzuwarten und nach Ideen Ausschau zu halten.

Illumination

Am Ende der Incubation folgt die „Illumination“. Diese stellt den meist spontanen Einfall einer Idee dar. Lawson vermutet, dass in der „Incubation“-Phase unbewusst Gedankengänge gestoppt werden und dadurch neue Ansätze und Gedankengänge entstehen, die letztlich zu Einsichten und Ideen werden können.

Verification

Ist die Idee dann geboren, wird sie in der „Verification“-Phase geprüft, evaluiert, weiterentwickelt und destilliert. Lawson verweist auch hier auf die Möglichkeit, wiederholt einen Schritt zurückzutreten. Vor allem, wenn sich in einer Phase herausstellt, dass z.B. die Problemdefinition wieder umgeschrieben und so auch die Zieldefinition überarbeitet werden sollte.

Mystifizierung der Ideenfindung

Lawson verknüpft in seiner Rolle als Architekturprofessor Design und Kunst eng miteinander. Er betreibt eine gewisse Mystifizierung der Ideenfindung: So lehnt sich der Designer, auch wenn er vorher viel und mühsam recherchiert und Probleme analysiert, in der Phase der „Incubation“ mehr oder minder einfach zurück und wartet einfach darauf, dass eine Idee auftaucht. Die Frage, ob es Heureka-Momente tatsächlich gibt, ist tatsächlich noch nicht gänzlich abgeschlossen. Trotzdem gibt es Methoden und Kreativitätstechniken, die gerade diese „Incubation“-Zeit stimulieren und verkürzen.

Wiederholungen ausdrücklich erwünscht

Lawson plädiert für ein ständiges Zurückspringen in der Struktur, um festgefahrene und unreflektierte Umsetzung von Scheinlösungen zu verhindern. Vor allem die genaue Definition des Problems ist für ihn äußerst wichtig und sollte in ständiger Wechselwirkung mit der Zielsetzungsdefinition stehen.

Weiterführende Links

Bryan Lawson

Lawson, B. (2006): How Designers Think: The Design Process Demystified. Routledge: London.

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