DT140: Methode: Der extreme User

Zu oft konzentrieren sich Unternehmen darauf, die Bedürfnisse der Mehrheit ihrer Kunden zu befriedigen. Diese Intention ist durchaus verständlich. Aber wenn Sie wirklich innovativ und kreativ sein wollen, lohnt es sich, die sogenannten „Extreme User“ miteinzubeziehen.

Ein extreme User beschreibt eine Person, die einer Sache/einem Produkt/einer Dienstleistung extrem zu- oder abgeneigt ist. Der extreme User kennt oder nutzt diesen Service, dieses Produkt entweder sehr häufig oder kennt es gar nicht. Es kann auch sein, dass der oder die extreme User körperlich “nicht der Norm“ entspricht.

Warum es sich lohnt, extreme User zu befragen:

1. Sie zeigen Ihnen Tipps und Tricks, von denen all Ihre Kunden profitieren können

Extreme User suchen nach Lösungen innerhalb von bestehenden Produkten, damit diese ihren eigenen Vorstellungen entsprechen. So wurden beispielsweise die Hashtags von einem Twitter-Nutzer und nicht vom Unternehmen selbst eingeführt. Aber auch das Mountainbike wurde von jemanden entwickelt, der das Rad auf extreme Weise – abseits der Straße – nutzen wollte.

2. Sie zeigen Ihnen neue Perspektiven

Extreme User weisen auf neue Entwicklungen innerhalb Ihres Marktes hin. Manches Mal agieren sie wie Erstanwender, ohne es zu merken, und finden Lösungen für Probleme, die neue Märkte und Chancen eröffnen. Es sind diejenigen, die neue Betriebssystem und Updates als erstes testen und nach maßgeschneiderten Lösungen Ausschau halten.

3. Sie eröffnen neue Chancen 

Indem Sie nach Lösungen für ihre besonderen Herausforderungen suchen, zeigen sie Wege, die sonst verborgen geblieben wären. Manche Menschen sind in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und eine kreative Lösung für sich selbst zu finden. Wenn Sie diese beobachten und von ihnen lernen, finden Sie Lösungen, die für viele funktionieren. Das spart nicht nur dem Unternehmen viel Mühe, sondern bietet eine bereits bewährte Lösung für die Probleme vieler Menschen.

So erfand Pellegrino Turri 1808 die erste Schreibmaschine, damit seine blinde Geliebte Gräfin Carolina Fantoni da Fivizzano Briefe leserlich schreiben konnte. Oder 1872 entwickelte Alexander Graham Bell das Telefon, um seine Arbeit bei der Unterstützung von Gehörlosen zu unterstützen.

Methode – Anleitung 

Wie funktioniert die Arbeit mit extreme Usern? Um die speziellen Bedürfnisse zu verstehen und Erkenntnisse über deren Leben zu gewinnen, gilt es vor allem sie zu beobachten und zu befragen. Dadurch filtern Sie aussagekräftige Bedürfnisse heraus, die sonst nicht auffallen würden.

1. Bestimmen Sie, wer “extrem” ist

Um zu bestimmen, wer ein extremer User ist, ist es wichtig, zunächst zu überlegen, welchen Aspekt Ihrer Herausforderung Sie auf der extremen Ebene darstellen möchten. Listen Sie verschiedene Bereiche auf, die Sie erkunden möchten.

Danach überlegen Sie, welche Personengruppen in diesem Bereich extrem agieren. Wenn Sie zum Beispiel den Aufnahmeablauf in einem Spital verbessern wollen, könnten Sie ganz spezielle Aspekte berücksichtigen wie den Aufnahmeprozess, Erstkontakt mit Arzt, Untersuchungsprozess etc. Danach gehen Sie ins Detail. Zerlegen Sie z.B. den ersten Kontakt einer kranken Person mit dem Arzt und sammeln Erkenntnisse durch Beobachtung und Befragung innerhalb der ausgewählten Situation.

2. Beobachten und interviewen Sie Ihren extremen User wie andere auch.  

Suchen Sie nach Ausreißern und Personen, die sich anders als der Rest verhalten. Nutzen Sie diese Einblicke als Inspiration für neue Ideen.

3. Suchen Sie das Extreme in allen

Der extreme User soll vor allem Ihr Denken anregen und zu wilden Gedankenexperimenten anregen. Wenn Sie eine solche Anregung gefunden haben, überlegen Sie, wie Sie diese an dem Verhalten Ihrer „normalen“ Zielgruppe anwenden oder wie Sie diese miteinanderverbinden könnten.

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