Was Sie für ein erfolgreiches Projekt wirklich brauchen

Die Fähigkeit, gut mit Menschen zu arbeiten, die andere Meinungen und Werte als wir selbst vertreten, ist eine ständige Herausforderung im täglichen Berufsleben. Die generelle Schwierigkeit dabei ist, so die Wissenschaft, dass wir unbewusst diejenigen bevorzugen, die uns genetisch ähnlich sind. So fühlen wir uns eher zu Menschen hingezogen, die aussehen wie wir, und die unsere Vorlieben und Interessen teilen.

Dieses Wissen ist enorm wichtig, wenn Sie ein Projekt initiieren, das erfolgreich sein muss. Gerade dann lohnt es sich entgegen unseren Instinkt zu arbeiten und das Team zusammenzustellen, dass Sie letztlich einen bunten Strauß an Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verhaltensweisen und Interessen haben.

Diese These wird von einer Studie unterstützt, die zeigt, dass der Neurotransmitter Oxytocin das Gegenteil dessen tut, was wir sonst bei dessen Freisetzung erleben: Anstatt in einer Flut von Wohlfühlhormonen zu baden, die uns helfen, mit unseren wahrgenommenen Gegnern in Verbindung zu treten, verursacht derselbe Botenstoff Argwohn und Verachtung, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die nicht wie wir ticken. Keine gute Voraussetzung, wenn Sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten müssen.

Beginnen Sie mit etwas, das Sie beide wollen

In meiner Arbeit als Design Thinking Berater erlebe ich das regelmäßig. Um Probleme nachhaltig zu lösen, stelle ich daher ganz bewusst das Team aus Menschen aus unterschiedlichen Abteilungen mit konträren Agenden, Zielen und Vorstellungen zusammen. Denn auch, wenn so vollkommen unterschiedlichen Perspektiven aufeinandertreffen, haben sie doch in den allermeisten Fällen ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Teil des Erfolgs sein und ein Ergebnis schaffen, auf das sie selbst und das ganze Unternehmen letztlich stolz sein kann. Dafür müssen sie allerdings bereit sein, kurz ihre persönlichen Animositäten beiseite zu lassen.

Der wirkliche Gewinn für ein Unternehmen ist dabei aber nicht, dass das Problem in seiner Ganzheit verstanden und nachhaltig gelöst wird. Viel wichtiger ist, dass ein neues Verständnis und Zusammenwirken der einzelnen Abteilungen entwickelt wird, das dabei unterstützt, auch zukünftig fit für die Herausforderungen jedweder Art zu sein. Denn nur, wenn Sie es schaffen, diese konträren Ziele und Wünsche sichtbar zu machen, aufzulösen und Gegensätze zu überwinden, werden Sie gemeinsam an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen.

Finden Sie das Gemeinsame

Der Wunsch, ein Unternehmen zu gestalten und zu verändern, ist fraglos ein erstrebenswertes Ideal. Für eine wirkliche, dauerhafte Veränderung reicht das allerdings meiner Erfahrung nach leider nicht. Um Wertvolles zu schaffen, müssen noch ganz unterschiedliche Komponenten bedacht werden. Diese zu entdecken, bedeutet, die Komfortzone zu verlassen und mit Leuten zu sprechen, deren Sichtweise Sie vielleicht nicht teilen.
Wichtig dabei ist, dass Sie sich bewusst werden, dass es nicht darum geht, jemanden von etwas zu überzeugen. Es geht vielmehr darum, sich gemeinsam in eine Richtung zu bewegen. Denn Sie werden nichts erreichen, wenn Sie in Opposition bleiben. Es gilt, gemeinsame Ziele zu finden - auch wenn das Gespräch zunächst etwas unangenehm erscheint.

Diese Suche nach Gemeinsamkeiten verändert unser Denken massiv. Hören Sie auf den Anderen als Widersacher zu definieren, sondern sehen Sie ihn oder sie als potentiellen Verbündeten, damit jeder durch die Zusammenarbeit etwas für sich selbst gewinnen kann. Denn nichts bringt Menschen so nah zusammen wie der gemeinsame Feind.

Wählen Sie bewusst ein Gegenüber, das nicht wie Sie ist

Die Vielfalt der Meinungen, der Werte und der Persönlichkeiten ist das, was die Lösung im Endeffekt so einzigartig macht. Behalten Sie diesen Gedanken im Hinterkopf, denn im Gegensatz zu Verhandlungen wollen Sie ja nicht vorrangig einen Gegner von Ihrem Argument überzeugen. Stattdessen gilt es, unabhängig von Ihrer ideologischen Position, den Boden für eine gegenseitig respektvolle und kooperative Beziehung zu legen.

Suchen Sie bewusst etwas bei der Person, das Sie wirklich bewundern. Anerkennen Sie beispielsweise die Hingabe und Leidenschaft an einer Thematik oder dessen Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem Ihnen völlig unbekannten Bereich.

Die meisten versuchen anfangs intuitiv Respekt zu vermitteln. Glaubhaft sind Sie aber nur dann, wenn Sie es ernst meinen. Die Zusammenarbeit funktioniert am besten, wenn beide Seiten etwas von dem bekommen, was sie wollen. Versuchen Sie, das (zumeist) unausgesprochene, unterschwellige Verlangen nach Status und Respekt zu erfüllen. Lassen Sie hohle Worte beiseite und versuchen Sie nicht, andere zu überzeugen oder deren persönliche, moralische Überzeugungen zu verändern. Dann klappt es auch mit der Zusammenarbeit unterschiedlichster Menschen. Denn letztlich ist es doch die Vielfalt, das Bunte, das interessant ist und zu Lösungen führt, an die wir zu Beginn noch im Traum nicht gedacht hätten.