Kennen Sie das Organigramm der Ideenmörder in Ihrem Unternehmen?

Sie sind überall und lauern nicht nur in den dunklen Ecken des Bürogebäudes. Sie sitzen neben uns, sie Teil unseres Teams, sehr oft sind es Abteilungsleiter. Einige von ihnen sind unsere Freunde. Viele von ihnen betrachten sich selbst als Experten auf ihrem Gebiet. Sie sehen eher Probleme, nicht die Chancen. Wenn jemand anderer mit einer neuen Idee aufwartet, fühlen sie sich schnell bedroht: Die Ideenmörder.

Ideenmörder sind aber keine bösartigen Menschen, deren einziges Ziel ist, Ihre Ideen bereits im Keim zu ersticken. Vielmehr ist die Absicht dahinter immer eine positive: Sie wollen Risiken minimieren, die Erwartungen vom Markt erfüllen und den Status quo nicht gefährden.

Die meisten Unternehmen werden aber in den nächsten Jahren etwas ändern müssen. Wenn sie das nicht tun, werden sie mit gravierenden Problemen zu kämpfen haben. Aber das Verändern von bestehenden Verhaltensweisen stößt immer auf Widerstand. Vor allem beim Ideengenerieren. Die meisten Menschen glauben an eine gewisse Magie in der Entwicklung von Ideen. Dabei sind wirklich gute Ideen das Ergebnis eines Prozesses, der strukturiert, gemanagt und gefördert werden muss.

Dazu kommt, dass keine Idee lange relevant bleibt. Probleme und Chancen müssen einfach immer wieder aus einer anderen Perspektive betrachtet werden. Das erfordert vor allem ein gewisses Maß an Toleranz und Offenheit gegenüber neuen, kreativen Ideen. Und ein Umdenken im bestehenden System.

Ideenmörder haben Bedenken, dass das Experimentieren mit neuen Ideen zu teuer und das Potenzial, ausgelacht zu werden und zu scheitern, zu groß ist. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass dreierlei Arten von Ideen gibt:
1. Ideen, die ganz einfach umgesetzt werden können
2. Ideen, deren Zeit noch nicht angekommen ist, und
3. Ideen, deren einziger Zweck es ist, uns zum Scheitern zu bringen und dadurch Neues zu lernen. 

Hier sind die häufigsten Ideenmörder und ihre Denkweisen, mit denen ich in meinem Beratungsalltag am häufigsten konfrontiert bin und die Veränderungen maßgeblich behindern.

Es ist wichtig, dass Sie sich mit diesen Glaubenssätzen vertraut machen. So können Sie bewusst und in Ruhe Gegenmaßnahmen entwickeln, um diese zu überwinden.

  • Abteilung für Kreativzwang

So erkennen Sie diese Abteilung: Sie fordern jeden auf, über den Tellerrand zu blicken. Das Motto „Es ist mal wieder Zeit für eine Brainstorming-Sitzung!“

Wenn Sie einen Prozess garantieren wollen, der den Geist der Ideenfindung im Nu tötet, dann brauchen Sie Menschen nur dazu zwingen, alles, was ihnen einfällt, laut auszusprechen. Ideen brauchen aber einen sicheren Ort, um Gestalt anzunehmen, und sie brauchen Ressourcen. Manches Mal suchen sie auch Schutz, um zu gedeihen. Erst dann können sie bewertet und dann weiterentwickelt werden. Wenn jemand nun diesen Prozess mühsam gestaltet, ist das Ergebnis, dass die Teilnehmer ihre Ideen zurückhalten.

  • Abteilung für Scheuklappendenken

So erkennen Sie diese Abteilung: Sehen definieren "anders" und "neu" als etwas grundsätzlich Schlechtes. Das Motto „Never change a running business.“

Wenn alles sicher ist, wird jede großartige Idee, jedes Produkt oder jede Dienstleistung von einer besseren übertroffen. Doch die Angst vor Neuem ist immer ein Hindernis. Wenn Sie also das nächste Mal hören: "So machen wir das hier nicht", argumentieren Sie probehalber mal mit "Gut. Dann wollen mal die Konkurrenz diesen Schritt gehen lassen und schauen, was dann passiert." Das wird zumindest ein kurzes Innehalten und Überdenken in Ihrem Gegenüber anstoßen.

  • Abteilung für Fehlerbestrafung

So erkennen Sie diese Abteilung: Sie verbreiten große Angst vor dem Scheitern. Das Motto „Fehler zu machen ist ein Zeichen von Schwäche und Unfähigkeit.“

Hier ist die brutale Wahrheit: Es gibt keinen erfolgreichen Innovator, der nicht schon dutzende Male gescheitert ist. Wenn etwas nicht funktioniert, ist es zumindest eine wichtige Lernerfahrung und somit Nährboden für den Innovationszyklus. Hören Sie also nicht auf die Ängste und Warnungen dieser Abteilung, sondern scheitern Sie bewusst und schnell, um daraus zu lernen.

  • Abteilung für Stegreif-Innovationen

So erkennen Sie diese Abteilung: Ideen werden nur dann entwickelt, wenn es wirklich notwendig ist. Das Motto „Auf Druck lässt es sich einfacher innovieren.“

Es ist verlockend Ideen nur auf Nachfrage zu entwickeln. Das kostet weniger Ressourcen, Geld und Energie. Sie können sich dann auf das Problem leichter fokussieren und ansonsten auf den normalen Ablauf konzentrieren. Aber auf einen lebensbedrohlichen Zustand zu warten, ist nicht der richtige Weg, um gesund zu bleiben. Eine Krise ist sicherlich oft ein Motivator, aber sie ist auch der teuerste Weg zur Innovation.

  • Abteilung für Innovationstheater

So erkennen Sie diese Abteilung: Sie überlassen die Ideenentwicklung nur den wirklichen Profis. Das Motto „Dafür haben wir kreative Menschen eingestellt.“

Jedes Unternehmen hat Mitarbeiter, die als Vor- und Querdenker gelten. Manchmal sind es die Manager oder eigens angestellte Innovationsmanager. Ihre Aufgabe liegt einzig darin, Ideen zu entwickeln. Der Glaubenssatz, dass nur diese gute Ideen entwickeln können, ist allerdings weder hilfreich noch richtig. Die besten Ideen entstehen im Austausch mit anderen Menschen - unabhängig von deren Rollenbeschreibung.

Die grundlegende Methode, um die Ideenmörder in Ihrem Unternehmen zu besiegen, ist sie gleich von Beginn an zu entlarven. Nehmen Sie die Bedenken und Ängste der einzelnen Abteilungen ernst, hören Sie zu, aber überlegen Sie, was die eigentlichen Gründe für das Ausbremsen sind.  Die Aufgeschlossenheit einer Unternehmenskultur lässt sich gut daran messen, wie sie mit den internen Ideenmörder umgeht und neuen Ansätzen Gehör schenkt.